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The Czechoslovak Talks ist ein Projekt, welches sich mit deren Aufnahme von Lebensgeschichten der tschechoslowakischen Landsleute in der Welt befasst. .Geschichten von persönlichen Aufstiegen sowie Stürzen, Chancen, Hindernissen und vor allem Lebenserfahrungen, die wir somit für nächste Generationen erhalten.

 

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Eva Rohan

„Wir waren drei Schwestern: ich, Jirina und Bohumira. Unser Vati arbeitete als Fachmann in Škoda-Werken,  sodass er beruflich viel reisen musste  und oft nicht zu Hause war. Wir drei wurden von unserer Mutter erzogen. Während des zweiten Weltkriegs ging er ins Ausland zu arbeiten und nachdem er zurückkam, trennten sich meine Eltern. Der Vati lebte dann sein Leben und wir das unsere.

Ich studierte Schauspielerei in Bratislava und danach spielte ich in dem Slowakischen Nationaltheater. Zu meinen Kollegen gehörte auch der legendäre Schauspieler Ladislav Chudík, den ich bis heute bewundere. Ich lebte damals mit Vollgas und sorgenlos, lauter Partys und Unterhaltung. Als ich mich in Bratislava ansiedelte, heiratete ich dort auch. Mein Ehemann war ein richtig fescher Sohn aus einer guten Familie,  leider klappte es uns nicht und nach einer kurzen Zeit ließen wir uns scheiden.

Mit dem Antritt der Kommunisten zur Macht begann sich mein Leben schnell zu ändern. Plötzlich musste ich aufpassen, was und vor wem ich sage.
Mit dem Antritt der Kommunisten zur Macht begann sich mein Leben schnell zu ändern. Plötzlich musste ich aufpassen, was und vor wem ich sage. Einmal brachten Kommunisten mich, meine Mutti und Jirina ins Gefängnis, weil wir in der Arbeit in ein Gespräch kamen, welches den Kommunisten nicht gefallen hat.  Obwohl ich bald entlassen wurde, waren meine Möglichkeiten plötzlich begrenzt. Zum Theater durfte ich nicht mehr und deshalb musste ich beginnen manuell zu arbeiten.
Eines Tages erhielt ich das Angebot, mich in Alhambra um eine Stelle zu bewerben. Es war ein Sondercasting, ich wurde jedoch für die Stelle einer Tänzerin genommen. Dort war ich nur eine kurze Zeit tätig, ich suchte ständig nach Wegen, wie ich aus der Tschechoslowakei weg könnte. Die Stimmung änderte sich rasch, mein Gefühl war, dass es immer dichter wird und ich sehnte danach, frei einatmen zu können.

Um hinter die Grenze zu kommen brauchte ich jedoch einen Einladungsbrief und so lud mich meine Tante aus Österreich für einige Tage zu Besuch ein. Zurück kam ich nicht mehr. In Österreich arbeitete ich ähnlich wie in der Tschechoslowakei, ich tanzte im Cabaret Maxim und sang Chansons von Edith Piaf. Ich erlebte einen riesigen Erfolg,  ich war jung, hübsch und verdrehte vielen Männern den Kopf.

Einmal besuchte das Cabaret ein junger Italiener, der mir eine Arbeit in den Vereinigten Staaten anbot. Die Arbeitsgenehmigung konnte schnell erledigt werden und ich beschloss wegzufahren. Amerika begeisterte mich. Es dauerte nicht lange und mir wurde klar, dass ich das Land fand, wo ich wirklich leben will.

Leider merkte ich nicht genau, dass die Laufzeit meines Arbeitsvertrags nur drei Monate machte und so musste ich bald beginnen um mich selbst zu sorgen. Zum Glück haben wir in unserer Familie einen stark verwurzelten Sinn für Geschäft.  Sobald ich eine Chance merkte, packte ich sie und ließ nicht los. Ich kaufte und verkaufte alles was nur möglich war. Mein erstes Geschäft war ein Tabakkiosk in Astoria, später verkaufte ich Häuser am Long Island.

Amerika ist ein Land von vielfältigen Möglichkeiten und es obliegt nur Dir, ob Du sie nutzst oder versäumst.  Ihre Chancen hier in Amerika konnte auch meine Schwester Jirinka, die zu mir her kam, richtig umwandeln. Es freut mich zu sehen, was alles sie mit ihrem Fleiß und Ausdauer erreichte. Auch mein jüngstes Schwesterchen Bohumira wurde nach der Wende zur erfolgreichen Unternehmerin, sie blieb jedoch in der Tschechoslowakei.

Amerika ist ein Land von vielfältigen Möglichkeiten und es obliegt nur Dir, ob Du sie nutzst oder versäumst.
Ich habe in Böhmen noch immer Familie, die mich da gelegentlich zu besuchen kommt. Ich fuhr jedoch nie mehr nach Hause zurück. Leider habe ich auf meine Heimat keine guten Erinnerungen. Lange Jahre führten wir einen Rechtsstreit wegen unserem Haus, welches uns Kommunisten enteignen wollten.

Derzeit wohne ich in einer Kleinstadt nicht weit von New York, wohin ich vor einigen Jahren umzog. Die wunderschöne Natur hier erfüllt mich mit Energie und Vitalität. Ich bemühe mich jeden Augenblick des Lebens zu genießen, obwohl anders als einst.“

Februar 13, 2017
Jan Ehrenreich
"In meiner Jugend hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich im Leben so...

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