Eva Rohan
„Wir waren drei Schwestern: ich, Jirina und Bohumira. Unser Vati arbeitete als Fachmann in Škoda-Werken, sodass er beruflich viel reisen musste und oft nicht zu Hause war. Wir drei wurden von unserer Mutter erzogen. Während des zweiten Weltkriegs ging er ins Ausland zu arbeiten und nachdem er zurückkam, trennten sich meine Eltern. Der Vati lebte dann sein Leben und wir das unsere.
Ich studierte Schauspielerei in Bratislava und danach spielte ich in dem Slowakischen Nationaltheater. Zu meinen Kollegen gehörte auch der legendäre Schauspieler Ladislav Chudík, den ich bis heute bewundere. Ich lebte damals mit Vollgas und sorgenlos, lauter Partys und Unterhaltung. Als ich mich in Bratislava ansiedelte, heiratete ich dort auch. Mein Ehemann war ein richtig fescher Sohn aus einer guten Familie, leider klappte es uns nicht und nach einer kurzen Zeit ließen wir uns scheiden.
Mit dem Antritt der Kommunisten zur Macht begann sich mein Leben schnell zu ändern. Plötzlich musste ich aufpassen, was und vor wem ich sage.
Um hinter die Grenze zu kommen brauchte ich jedoch einen Einladungsbrief und so lud mich meine Tante aus Österreich für einige Tage zu Besuch ein. Zurück kam ich nicht mehr. In Österreich arbeitete ich ähnlich wie in der Tschechoslowakei, ich tanzte im Cabaret Maxim und sang Chansons von Edith Piaf. Ich erlebte einen riesigen Erfolg, ich war jung, hübsch und verdrehte vielen Männern den Kopf.
Einmal besuchte das Cabaret ein junger Italiener, der mir eine Arbeit in den Vereinigten Staaten anbot. Die Arbeitsgenehmigung konnte schnell erledigt werden und ich beschloss wegzufahren. Amerika begeisterte mich. Es dauerte nicht lange und mir wurde klar, dass ich das Land fand, wo ich wirklich leben will.
Amerika ist ein Land von vielfältigen Möglichkeiten und es obliegt nur Dir, ob Du sie nutzst oder versäumst. Ihre Chancen hier in Amerika konnte auch meine Schwester Jirinka, die zu mir her kam, richtig umwandeln. Es freut mich zu sehen, was alles sie mit ihrem Fleiß und Ausdauer erreichte. Auch mein jüngstes Schwesterchen Bohumira wurde nach der Wende zur erfolgreichen Unternehmerin, sie blieb jedoch in der Tschechoslowakei.
Amerika ist ein Land von vielfältigen Möglichkeiten und es obliegt nur Dir, ob Du sie nutzst oder versäumst.
Derzeit wohne ich in einer Kleinstadt nicht weit von New York, wohin ich vor einigen Jahren umzog. Die wunderschöne Natur hier erfüllt mich mit Energie und Vitalität. Ich bemühe mich jeden Augenblick des Lebens zu genießen, obwohl anders als einst.“